denkmalwürdig -

der Weg zum Industriedenkmal


Abriss der Brennerei-Ruine?

Als Anfang der 1990er Jahre klar wurde, dass aus verschiedenen Gründen die Schnapsbrennerei keine Zukunft mehr haben würde, gingen die Meinungen über die weitere Nutzung auseinander. Viele sprachen sich für einen Abriss des in die Jahre gekommenen Gebäudekomplexes aus, der öffentlich als Schandfleck bezeichnet wurde. Doch einige sahen auch die Schätze im Inneren und die Bedeutung dieser Brennerei für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse im Brennereiwesen. 

Denkmal-Wertbegründung

Das Westfälische Amt für Denkmalpflege kam am 29. Juni 1994 zu dem Ergebnis, dass die Brennerei bedeutend für die Geschichte der Gemeinde Hille ist.

Mit der Gründung im Jahre 1721 begann im Gemeindegebiet sehr früh die gewerbliche Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte (Getreide).
  

Denkmal-Umfang

Folgende Bestandteile der Brennerei wurden von den Fachleuten hervorgehoben:

  • das Brennereigebäude mit Satteldach, Rundbogeneisensprossenfenster und Sackaufzug
  • das Kesselhaus mit Pultdach und Holzsprossenfenster mit Rundbogen
  • das Nebengebäude mit Brennraum und Wacholderbrennblase Nr. 1a (ca. 425 l) mit kompletten Armaturen, Kühlern und mehreren Blasen, hölzerne Bütt zur Vorbereitung der Wacholdermaische und Sozialräumen. Das denkmalgeschützte Gesindehaus wurde am 18. November 1996 abgerissen.
  • der quadratische Kamin 
  • die Ausstattung, u. a. 
    • liegende Einzylinder-Dampfmaschine von 1895
    • Transmissionswelle im Brennraum
    • glasgekapselter Feinspritturm mit Kühlern und Leitungen sowie Zähleinrichtung mit Armaturen
    • Rohspritturm Nr. 1a
    • Gärbottiche und Henzedämpfer
    • genieteter Flachbodenwasserbehälter
    • Schrotmühle
denkmalgeschützte Gebäude einschließlich Gesindehaus mit Wacholderbrennerei nach Abriss der Nebengebäude im Juli 1996
denkmalgeschützte Gebäude einschließlich Gesindehaus mit Wacholderbrennerei nach Abriss der Nebengebäude im Juli 1996

Bedeutung

Die gesamte Technik der Kornbrennerei ist so gut erhalten, dass jeder einzelne Arbeitsgang der Alkoholerzeugung nachvollziehbar ist.  

Während des Produktionsprozesses versuchte man, solange wie möglich die Schwerkraft zu nutzen und alles von oben nach unten laufen zu lassen: das Korn vom Getreideboden in 12 Meter Höhe bis in die Sprittanks im Zollkeller.
In seiner technischen Zusammensetzung ist die Brennerei in Westfalen einzigartig. Kernstücke sind die funktionstüchtige Dampfmaschine von 1895 und der gusseiserne Rohbrandturm von 1890.

Industriedenkmal

Der Kulturausschuss beschloss am 18. April 1995 einstimmig, die alte Kornbrennerei Christian Meyer unter Denkmalschutz zu stellen. Drei Monate später am 17. Juli 1995 wurde sie in die Denkmalliste der Gemeinde Hille eingetragen. 

Dadurch war der Eigentümer nur zum Erhalt der Substanz verpflichtet, aber nicht zur Renovierung oder Sanierung.

 

Es begann ein langer, arbeitsreicher Weg zum...

Brennerei ohne Gesindehaus nach Restaurierung
Brennerei ohne Gesindehaus nach Restaurierung

Brennereimuseum

In der Folgezeit wurde über eine Zukunftsperspektive nachgedacht, dann ein Nutzungs- und Finanzierungskonzept erarbeitet und zahlreiche Anträge gestellt. Fast fünf Jahre später begannen im April 2000 die Restaurierungsarbeiten am und im Gebäude (siehe Fotogalerie), bevor ab Mai 2001 die Brennereiausstattung auf Vordermann gebracht wurde.

Eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben wurde das Brennereimuseum schließlich am 3. Mai 2002.